Awareness Basics
Warum Awareness in queeren Kontexten?
- Politischer und gesellschaftlicher Backlash
- Erhöhtes Risiko für Übergriffe
- Veranstaltungsbesucher*innen haben überdurchschnittlich oft Gewalterfahrungen machen müssen
- Sicherheit und Prävention von Gewalt sind besonders wichtig
- Sicherheit und Awareness sind nicht das gleiche
Aufgabe 1
Überlegt euch in eurem Team gemeinsam, aus welchen Gründen ihr Awareness auf euren Veranstaltungen wichtig findet und haltet die Ergebnisse fest, sodass ihr später darauf zurückgreifen könnt.
Euer Wie & Warum
Awareness lebt von eurer gelebten Haltung. Es ist deshalb wichtig, dass ihr euch, bevor ihr an die Erstellung eures Awareness Konzepts geht, in eurem Team darüber klar werdet, warum ihr so ein Konzept überhaupt braucht und wollt.
Wichtige Fragen dazu können zum Beispiel sein:
- Was bedeutet Awareness für uns konkret?
- Wo liegen unsere Anforderungen an Awareness in unseren Veranstaltungen und wo sind uns eventuell aber auch Grenzen gesetzt?
- Wieso ist uns Awareness wichtig?
- Für wen machen wir Awareness, wer sind die Personen, die unsere Veranstaltungen besuchen?
- Für wie viele Personen richten wir unsere Veranstaltungen aus und wie viel Awareness Personal stellen wir uns dafür vor?
- Inwiefern wird ein Awareness Konzept unsere Veranstaltungen schöner, sicherer oder zugänglicher machen?
- Über welche Diskriminierungsformen und dessen (mögliche) Auswirkungen sind wir uns schon bewusst, in welchen Feldern benötigen wir zusätzliches Wissen und/oder Unterstützung? Behaltet hier im Auge, dass es Wechselwirkungen und Verstärkungsmechanismen zwischen unterschiedlichen Diskriminierungsformen gibt! Stichwort Intersektionalität.
Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus diesem Prozess könnt ihr jetzt als Grundlage für euer Awareness Konzept nutzen und künftig in die Planung aller eurer Veranstaltungen mitnehmen.
Aufgabe 2
Nehmt euch Stück für Stück die oben genannten Fragen vor und findet als Team Antworten. Haltet die Antworten auch hier fest, damit ihr später damit weiterarbeiten könnt.
Vor der Veranstaltung
Zusammenstellung eures Awareness Teams
Aufgabe 3
Stellt euch vor, ihr plant eine Veranstaltung für ca. 40-50 Gäst*innen. Das Veranstaltungsbudget ist klein und ihr habt keine finanziellen Mittel, um Awareness Arbeit zu bezahlen. Was würdet ihr tun, um sicherzustellen, dass sich eure Besucher*innen auf eurem Event sicher fühlen?
Awareness Materialien/Koffer
Damit euer Awareness Team Personen auf eurem Event auch tatsächlich praktisch helfen können, ist es gut, wenn es mit Materialien ausgestattet ist, auf die es jederzeit zurückgreifen kann. So stellt ihr sicher, dass ihr bei kleinen wie bei großen Notlagen helfen und das Wohlbefinden eurer Gäst*innen steigern oder wiederherstellen könnt.
Hinweise und Informationen, was in einem Awareness Koffer vorhanden sein sollte, findet ihr unter Ressourcen.
Zu nützlichen Materialien gehört sowohl Infomaterial zu Anlaufstellen nach erlebten Übergriffen, als auch schnelle „Helfer“ wie Taschentücher, Periodenprodukte, Pflaster etc.
Hilfreich und wichtig sind zudem Dinge wie geräuschreduzierende Kopfhörer, Knete, Gummibänder, Igelbälle usw., um Personen die überreizt sind unterstützen zu können.
Aufgabe 4
Beantworte folgende Fragen:
Wozu dient Awareness Material?
Welche Materialien gehören in einen Awareness Koffer?
Finanzierung
Aufgabe 5
Beantworte folgende Fragen:
Warum braucht es ein Awareness Team, wenn ihr schon Security vor Ort gibt?
Überlegt euch Formulierungen, die ihr für die Argumentation in einem Antrag verwenden könnt.
Wie viel Geld braucht ihr für Awareness?
Werdet euch gemeinsam darüber klar, welche Ausgaben ihr für Honorare, Schulungen etc. einplanen und ggf. beantragen möchtet.
Ort und Format
Aufgabe 6
Überlegt euch gemeinsam, welche Stärken und Schwächen der von euch gewählte Veranstaltungsort und das Veranstaltungsformat hat und an welchen Stellen ihr nachbessern oder Defizite abfedern solltet.
Kommunikation/Bewerbung
Was ist für die Kommunikation im Vorfeld von Events wichtig?
Um Menschen einen möglichst guten Einblick in die Gegebenheiten bei und rund um eure Veranstaltung zu geben, denkt auch daran, Hinweise zum Weg zur Location und zurück zu geben (wie sicher ist das dort, ist es evtl. gut nicht alleine zu kommen, wie barrierearm oder unzugänglich ist die Wegstrecke, welche Beleuchtung gibt es etc.). Auch diese Infos können für Personen sehr wichtig sein und darüber entscheiden, ob sie sich vorstellen können zu kommen oder nicht.
Bietet einen Kontakt für individuelle Rückfragen an, wenn ihr das leisten könnt. Niemensch kann an alle möglicherweise auftretenden Belange denken, aber Offenheit und Kommunikationsbereitschaft signalisiert Menschen: euch liegt Awareness am Herzen. Achtet an dieser Stelle bitte aber auch strikt auf eure eigene Sicherheit und kommuniziert in Veranstaltungskontexten nie eure privaten Kontaktdaten!
Und in Hinblick auf Sicherheit und Kommunikation gibt es noch weitere Dinge zu beachten:
Aufgabe 7
Entwerft Texte/Posts für die Bewerbung eurer Veranstaltung, in denen auf die Awareness Arbeit vor Ort hingewiesen wird und die niederschwellig Auskunft darüber gibt, welche Bedürfnisse ihr erfüllen könnt und welche leider nicht.
Beschilderung/Orientierung/Regeln
Für einige Personen kann es sehr wichtig sein, auf dem Weg zu eurem Event und auch vor Ort Orientierung durch Beschilderung zu bekommen. Das beinhaltet klare Hinweise zu Wegen von und zu Parkplätzen oder öffentlichen Verkehrsmitteln, darüber wo sich Ein- und Ausgänge, Toiletten und/oder Ruheräume befinden, wie das Awareness Team zu erkennen ist oder auch eine kurze und klare Benennung eurer Regeln für den zwischenmenschlichen Umgang miteinander auf der Veranstaltung, z.B. dass ihr Gewalt nicht duldet, nur ja auch ja heißt o.ä.
Für eine barrierearme Beschilderung von Räumlichkeiten eignen sich zum Beispiel Piktogramme sehr gut (z.B. zu bekommen über die Stadt Heidelberg).
Aufgabe 8
Beantworte folgende Frage:
Auf welche Punkte solltet ihr bei der Beschilderung eures Events achten?
Sicherheit
Je nach Größe und Setting eures Events kann es nötig sein, dass ihr zusätzlich zu eurem Awareness Team/Ansprechpartner*in auch Sicherheitspersonal vor Ort habt. Überlegt euch gemeinsam in aller Ernsthaftigkeit und realistisch, welche Sicherheitsrisiken es für eure Gäst*innen geben könnte und ob ihr Unterstützung braucht, um diese zu minimieren.
Stellt im Vorfeld Kontakte zu Polizei, Beratungsstellen und Opferhilfen her, um im Notfall für den Umgang mit Gewaltvorfällen gewappnet zu sein und Personen, die Opfer von Übergriffen wurden, möglichst gut begleiten und in kompetente Hände übergeben zu können.
Informationen zu Entstehung von und Umgang mit Gewalt gehören unbedingt in euer Awareness Konzept und müssen jedem Teammitglied klar kommuniziert werden!
Aufgabe 9
Informiert euch bei Beratungsstellen, Opferhilfen oder der Polizei über Risiken für Gewalt und den Umgang mit Übergriffen. Pflegt diese Informationen sehr gewissenhaft in eurer Awareness Konzept ein, damit alle aus eurem Team über diese Dinge Bescheid wissen.
Während der Veranstaltung
Kommunikation auf der Veranstaltung
Aufgabe 10
Beantwortet euch folgende Fragen:
Welche Punkte solltet ihr in Hinblick auf die Awareness auf eurer Veranstaltung auf jeden Fall kommunizieren?
Was sind eure Befugnisse als Veranstalter*innen?
Was ist für die Aufklärung von Opfern von Gewalt oder Diskriminierung auf eurem Event wichtig?
Aufgabe 11
Stellt euch vor, einer Person wurde auf eurem Event sexualisierte Gewalt angetan. Überlegt euch so detailliert wie möglich, wie ihr in einem solchen Fall direkt und langfristig reagieren solltet und was nötig ist, um das zu gewährleisten.
Räumlichkeiten
Sorgt dafür, dass alle Räume, insbesondere die, die in Bezug auf Barrierefreiheitsbedürfnisse besonders relevant sind (z.B. Toiletten) jederzeit zugänglich und alle Beschilderungen und Leitsysteme über den gesamten Verlauf der Veranstaltung hinweg sichtbar sind.
Tragt Sorge dafür, dass Beleuchtung so organisiert ist und bestehen bleibt, wie angekündigt und vorgesehen. Das kann für unterschiedliche Personen z.B. erkrankungsbedingt von großer Wichtigkeit sein.
Achtet darauf, dass euer Awareness Team entweder das gesamte Event über auf alle Räume verteilt sind oder in regelmäßigen Intervallen in jedem Raum Präsenz zeigen.
Berücksichtigt möglichst alle Plätze, auf denen sich eurer Gäst*innen im Bereich eurer Location aufhalten könnten, z.B. um zu rauchen. Auch dort sollte das Awareness Team präsent und erreichbar sein.
Aufgabe 12
Beantwortet folgende Frage:
Was müsst ihr in Bezug auf eure Räumlichkeiten während des Events beachten, damit sich alle möglichst sicher fühlen können?
Nach der Veranstaltung
Kommunikation nach der Veranstaltung
Aufgabe 13
Besprecht und notiert, was und wie ihr nach einem Vorfall auf eurem Event mit Personen, die euch kennen und folgen, kommunizieren wollt.
Planung und Weiterentwicklung
Nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung – etabliert für euch im Team ein Miteinander und ein Arbeiten, in dem Kritik aber auch Lob innerhalb des Teams als auch vonseiten Dritter nicht nur geäußert werden darf und auf dem Papier wertgeschätzt wird, sondern aktiv evaluiert wird. Erarbeitet gemeinsam konkrete Konsequenzen aus dem Feedback und arbeitet diese in das Konzept eurer nächsten Veranstaltung ein. Es stärkt eure Glaubwürdigkeit und das Vertrauen von Menschen in euch enorm, wenn klar wird, dass ihr lernfähig seid und euch ernsthaft und engagiert darum kümmert, euch stetig zu verbessern.
Aufgabe 14
Entwickelt für euch im Team Regeln und Eckpunkte, wie ihr Events intern nachbereiten wollt. Vergesst nicht, euch auch über Standards für euren Umgang miteinander und die Zusammenarbeit klar zu werden.